Ernst und Sasha Morgenthaler, gemalt von Ernst Morgenthaler.
«Das Lachen und das Weinen werden sich die Waage halten»1
Steffan Biffiger
Ernst Morgenthaler ist 1887 im ländlichen Kleindietwil im Unteremmental geboren und aufgewachsen. Hermann Hesse, der spätere langjährige Freund, beschreibt den kleinen Ernst auf einer Fotografie von etwa 1892:
«Das Familienbild […] zeigt die Eltern des Malers mit ihren fünf Kindern; einer der Brüder Ernst’s, ein leidenschaftlicher Zeichner, sieht besonders wach und begabt aus, er starb im Alter von sechzehn Jahren. Der Vater sitzt würdig, ein Herrscher, inmitten der Seinen, sanft und bescheiden neben ihm die Mutter, der kleine Ernst aber hockt mit halboffenem Mäulchen dick und naiv zur Rechten, gesund und eher etwas dösig, und scheint noch nicht die leiseste Ahnung davon zu haben, dass je etwas anderes aus ihm werden könnte als ein fester, gesunder und vergnügter Bauernbub.»2
Sein Vater Niklaus Morgenthaler, aus altem Bauerngeschlecht stammend, war Bahningenieur bei der Langenthal-Huttwil-Bahn; er wurde bernischer Regierungsrat, was 1897 den Umzug der Familie nach Bern bedingte, und 1903 in den Ständerat gewählt. Der Alltag war von viel Arbeit geprägt, und es blieb wenig Zeit für kulturelle Tätigkeiten. «Denn an meiner Wiege stand keine Muse, die mir den richtigen Weg gewiesen hätte. Sie kam dann wohl eines Tages, aber spät – eine richtige Berner Muse. Sie schlug ihre dicken Augenlider erst auf, als ich schon hoch in den Zwanzigern war»3, fasst Ernst Morgenthaler selber dies später zusammen. Nach einigen Irrwegen kommt er 1914 als 27-Jähriger für anderthalb Jahre zu Cuno Amiet auf die Oschwand, wo er das Handwerk der Ölmalerei und deren freie Anwendung lernen will. Amiets künstlerisches Temperament, sein direkter malerischer Ausdruck sowie seine Gelöstheit und Souveränität haben es dem jüngeren Kollegen angetan. Nach seinen akademischen Studien bei Eduard Stiefel an der Kunstgewerbeschule Zürich und bei Fritz Burger in Berlin erlebt Morgenthaler das Malen bei Cuno Amiet als eine Befreiung. Seine langjährigen Berufswahlprobleme lösen sich: Er weiss nun, dass er Maler werden will. Die anfänglich starke Abhängigkeit von Amiet, wie sie etwa in seinen Landschaften und Darstellungen aus der Oschwand-Zeit ersichtlich ist, weicht sehr bald eigenständigen Formulierungen in Thema und Gestaltung. Er findet seinen Weg «von der fabulierenden Zeichnung zur Malerei»4 und schafft sich seine eigene künstlerische Welt. Schicksalhaft wird die Begegnung mit der sechs Jahre jüngeren Sasha von Sinner, die kurz nach ihm als Schülerin auf die Oschwand kommt und ein Jahr bei Cuno Amiet bleibt.
Sasha, eigentlich Mary Madeleine Sascha, stammt aus einem Berner Patriziergeschlecht, wird 1893 als jüngste Tochter von Eduard und Marie (Mary) von Sinner-Borchardt auf dem Gut «Schlössli»5 an der Schlösslistrasse 29 in Bern geboren und verbringt hier ihre Kindheit mit drei Geschwistern.6
Der Vater, der 1886 mit 52 Jahren die 19-jährige Tochter des jüdischen Mathematikprofessors Carl Wilhelm Borchardt aus Berlin geheiratet hatte, stirbt ein halbes Jahr nach Sashas Geburt. Die Mutter von vier Kindern wird bereits mit 27 Jahren Witwe. Sie pflegt einen grossen Freundeskreis, veranstaltet Hauskonzerte, studiert zudem ab 1905 Medizin und erhält 1915 als erste Bernerin den Doktorhut der Universität Bern. Die Kinder sind während all der Jahre der Obhut von Kindermädchen anvertraut. Darunter leidet vor allem die ältere Schwester Lily, weniger jedoch Sasha, die bald selbstbewusst ihren Weg geht. Lily beschreibt ihre Schwester folgendermassen:
«Sasha war so geartet: Sie ruhte von Anfang an in sich selbst; unbekümmert um alles Äussere ging sie ihren eigenen Weg und folgte instinktsicher ihrer inneren Stimme. Der Mutter intellektuelles und musikalisches ‹Getue› ging ihr auf die Nerven. Sie entzog sich ihm. Sie lebte in ihren phantasiereichen Spielen, sie besorgte ihre Tiere, kleidete ihre Puppen, spielte Eisenbahn und kletterte auf den Kastanienbaum hinauf. Sie zeichnete und malte.»7
Karte von Sasha an ihren Bruder, undatiert.
Bezeichnend sind die Briefe an ihren älteren, früh verstorbenen Bruder Rudi, die sie mit Illustrationen und Vignetten versieht.8 Legendär sind die Hauskonzerte in der «Engried» an der Engestrasse 77, wohin die Familie 1899 gezogen war:
«Da hat es denn Feste bei uns im Engried gegeben, Musikabende von hinreissender Schönheit, an die ich jetzt noch mit Wonne denke, als an ganz schöne Erlebnisse! Bis in die späte Nacht klangen die Sonaten, die Trios und Quartette in die milde Sommernacht hinaus. Auf der Engestrasse blieben späte Passanten stehen und lauschten beseligt mit.»9
Paul Klee in seinem Atelier in Bern, 1902. Foto aus Sashas Fotoalbum, 1915.
An diesen Konzerten nimmt oft Paul Klee als Geiger teil; bereits vor seiner Heirat 1906 war er vom befreundeten gleichaltrigen Dermatologen Dr. Felix Lewandowsky in das Haus von Sinner eingeführt worden. Die beiden Töchter, vor allem aber Lily, bewundern den elf bzw. vierzehn Jahre älteren Klee.10 Dieser erkennt auch von Anfang an das künstlerische Talent der jungen Sasha und setzt sich bei ihrer Mutter ein, sodass sie mit 16 Jahren das Gymnasium, wo sie als einziges Mädchen in einer Bubenklasse sitzt, verlassen und von 1909 bis 1913 an der Ecole des Beaux-Arts in Genf studieren kann: Zeichnen, Skulptur und Malerei, Anatomie. 1914 kommt Sasha von Sinner für eine mehrmonatige Ausbildung zu Cuno Amiet auf die Oschwand, wo sie Ernst Morgenthaler begegnet; anschliessend studiert sie 1915/16 auf Klees Rat in München weiter, wo auch Morgenthaler bei Klee Malstunden nimmt. Sasha besucht zudem die Malschule des ungarischen Künstlers Simon Hollósy und belegt dort zusätzlich das Fach Anatomie. Sie ist aber auch oft bei Klees zu Hause. Ernst Morgenthaler beeindrucken in dieser Zeit die regelmässigen Gespräche mit Paul Klee, der ihm «eine Fülle von Anregungen»11 vermittelt und ihn aber vor allem auf sich selbst, auf seine unbefangenen ersten Arbeiten verweist, in denen er seine Empfindungen direkt ins Bild umzusetzen suchte. Ernst und Sasha geniessen ihr Zusammensein im fernen München und verlieben sich ineinander; bereits im September 1916 heiraten sie in Burgdorf.
Die menschliche und künstlerische Verbindung zu Cuno Amiet und Paul Klee steht also am Beginn ihres gemeinsamen Lebens und ist für beide von grosser Bedeutung. Das junge Ehepaar zieht zuerst nach Genf, dann nach Hellsau, wo am 5. März 1918 Niklaus zur Welt kommt. Der zweite Sohn, Fritz, wird am 19. Juli 1919 in Oberhofen am Thunersee geboren, wohin die Familie kurz zuvor umgezogen war. Den Ort kannten sie von ihren Besuchen beim befreundeten Bildhauer Hermann Hubacher und dessen Frau Annie, die von 1916 bis 1920 in Oberhofen die Sommerferien zu verbringen pflegten.12
Zugunsten ihrer wachsenden Familie und mit Rücksicht auf ihren Mann, dessen Art zu malen ihr sehr nahe liegt, gibt Sasha ihr eigenes Malen schliesslich auf.13 Sie unterstützt Morgenthaler in seiner künstlerischen Tätigkeit und verlegt sich neben der Kindererziehung und den Familienpflichten auf kleine Skulpturen und kunstgewerbliche Arbeiten, in die sie die Lehre der direkten Anschauung von Amiet und die Erfahrung von Klees Handpuppen einfliessen lässt, deren Entstehung sie in München nicht nur miterlebt, sondern auch mit Näharbeiten unterstützt hat.
1922 stellt sie im Kunstverein Winterthur ihre eindrücklichen Stofftiere aus: künstlerische Skulpturen von überzeugender Naturerfassung, zusammen mit Bildern von Hermann Hesse, Moissey Kogan, Ernst Morgenthaler, Emil Nolde und Niklaus Stoecklin. Am 26. Oktober 1924 kommt ihr drittes Kind, die Tochter Barbara, zur Welt.
Morgenthaler seinerseits kann in den 1920er-Jahren erste Erfolge feiern: Er beteiligt sich im Oktober 1918 an der Eröffnungsausstellung der Kunsthalle Bern, wo er alle vier ausgestellten Bilder verkauft. In Bern werden weitere Beziehungen geknüpft, vor allem zu den in der Kunsthalle ausstellenden Künstlern, zudem nimmt er an dem lebhaften kulturellen Betrieb in Schloss Bremgarten bei Bern teil. Hier lernt er die Musiker Othmar Schoeck und Fritz Brun kennen, aber vor allem Hermann Hesse, mit dem ihn eine enge Freundschaft verbinden sollte, von der ein lebenslanger Briefwechsel zeugt14, und natürlich weitere Bildhauer und Maler, die allerdings nicht nur aus Bern stammten:
«1918 hatte sich, von Basel kommend, der Industrielle Max Wassmer im Schloss Bremgarten bei Bern niedergelassen und es zum offenen Haus für Musiker (Othmar Schoeck, Fritz Brun), Dichter (neben Hesse vor allem Hans Albrecht Moser) und bildende Künstler gemacht, deren Schaffen er – nicht als professioneller ‹Sammler›, nicht als Spenden ausstellender ‹Mäzen›, sondern immer: als Freund – fördernd unterstützte. So bildeten sich in Bremgarten neue, vertieften sich alte Kontakte, und stärker als durch jede offizielle Initiative fand hier, wo die Westschweizer Künstler Alexandre Blanchet, Eugène Martin und Henri Bischoff mit Cuno Amiet, Louis Moilliet, Oscar Lüthy, Hermann Haller, Hermann Hubacher und Ernst Morgenthaler zusammentrafen, Berns Stellung und Vermittlerrolle zwischen den Kulturen eine lebendige Verwirklichung.»15
Dennoch zieht Morgenthaler 1920 mit seiner Familie nach Wollishofen am Rand der Stadt Zürich. «Angezogen von der künstlerischen Aufbruchstimmung, begegnet er dort einer eigentlichen Exklave von ‹ausgewanderten› Bildhauern und Malern bernischer Herkunft, darunter Karl Walser, Hermann Haller, Hermann Hubacher, Fritz Pauli, Oscar Lüthy, Werner Feuz und Otto Meyer-Amden.»16
Ab dieser Zeit pflegt Morgenthaler eine intensive Beziehung zu seinem Cousin, dem Schriftsteller Hans Morgenthaler, genannt Hamo, der auch mit Hesse befreundet ist. Hesse wies ihn auch auf ihre Gemeinsamkeiten hin: Dass sie beide einsam und unverstanden «unter Qualen eine feste, unüberwindlich scheinende Schicht von Erbschaften, von bäuerlicher und bürgerlicher Tradition durchstossen [mussten], um sich selber zu finden. Bei ihm [Hamo] ging es nicht den stillen, verschwiegenen Weg wie bei Ernst, bei ihm ging es in wilden Anläufen und Explosionen […]. Verglichen mit seinem Malervetter, erscheint Hamo als ein pathologisches Genie. Doch findet man beim Vergleichen manche Verwandtschaft und Ähnlichkeit. Sie sind beide den Weg eines edlen Eigensinns gegangen, und sie haben beide aus ihren eigenen Leiden her ein Mitgefühl für das Menschenleid, und besonders für das Leid der Outsider und Ungewöhnlichen mitgebracht.»17
Der Schriftsteller Robert Walser bleibt nach einer Lesung in Zürich 14 Tage bei Morgenthalers, wo ihn auch Hamo kennenlernt. «Ich hatte grosse Freude das letzte Mal bei Dir, als Robert Walser da war und diese andern. Ich muss unbedingt mehr mit solchen Leuten Anschluss kriegen. Ich brauche diese Art Anregung»18, schreibt er an seinen Vetter Ernst am 3. April 1922.
1921 porträtiert Morgenthaler den 30-jährigen Schriftsteller Emil Schibli, der damals an seinem ersten Roman arbeitet: Die innere Stimme. Geschichte eines Menschen in unserer Zeit, erschienen 1923, in dem er seine freudlose Kindheit und harte Jugend als Verdingbub schildert. Nach einer Buchhändlerlehre war es ihm möglich, das Lehrerseminar zu besuchen. Er wird Primarlehrer in Lengnau bei Biel, ist aber immer nebenher dichterisch tätig.
Sein Vorbild ist Hesse und in seiner Freizeit zeichnet und malt er. Mit Morgenthaler verbindet ihn eine gewisse Seelenverwandtschaft, die schliesslich zu einer lebenslangen Freundschaft und gelegentlichen Treffen bei Freunden führt, begleitet von einem ausführlichen Briefwechsel.19
Sasha, gezeichnet von Karl Geiser, um 1930.
1923 erfolgt bei Morgenthalers ein erneuter Umzug, diesmal nach Küsnacht. Um diese Zeit lernen Sasha und Ernst durch Hermann Haller den seit 1922 in Zürich lebenden Berner Bildhauer Karl Geiser kennen.20 Es ist eine schicksalhafte Begegnung, die nicht nur ihre Ehe gefährden sollte, sondern bei Sasha vor allem auch eine neue kreative Phase in Gang setzt. Neben grösseren Mannequins, Marionetten und Figuren für Ausstellungen und Modesalons näht sie zuerst vor allem Tiere für ihre eigenen Kinder, weil sie die gängigen Spielsachen als unbrauchbar und zu teuer beurteilt. Später stellt sie Tierquartette her und ab den 1930er-Jahren zahlreiche handgefertigte Puppen mit individuellem Ausdruck. In künstlerisch fruchtbaren Diskussionen mit Morgenthaler, den sie beim Porträtieren beobachtet, und dank ihrer Freundschaft mit Geiser, an dessen Überlegungen zur authentischen Wiedergabe einer Figur in der Skulptur sie lebhaft Anteil nimmt, kommt sie zu ihren Ideen von der asymmetrischen Konstruktion der Puppen, die ihnen ihre unvergleichliche Lebendigkeit verleiht. Zudem betont sie: «Die Zusammenarbeit mit ihm hat viel dazu beigetragen, mein eigenes soziales Bewusstsein zu formen.»21 Öfters hat Sasha auch befreundeten Bildhauern geholfen, zerbrochene Skulpturen wieder herzustellen, und hat so ihre plastischen Kenntnisse erweitert.
Niklaus (l.), Barbara und Fritz im Garten von Meudon.
Im Januar 1928 reisen Ernst und Sasha Morgenthaler für drei Monate nach Marokko, was für beide bedeutsam wird, für Morgenthaler vor allem im Hinblick auf seine Arbeit. In Marokko entstehen hellere Bilder, die ein neues Farbverständnis zeigen. Die frischen, kräftigen Farben sind leicht und flächig aufgetragen, die Figuren leben von der spontanen, festen Zeichnung – eine Befreiung in der Gestaltung zeigt sich an. Gelegentlich lässt die fast durchsichtige Farbe, flüssig, mit dünnem Strich aufgetragen, die Dinge wie schwebend erscheinen. Nach ihrer Rückkehr beschliessen die beiden, sich radikal zu verändern und nach Frankreich zu ziehen. Im Oktober 1928 finden sie ein Haus in Meudon, einer damals noch selbstständigen Gemeinde südwestlich von Paris. Nach weiteren Vorbereitungen zieht die Familie am 13. Dezember 1928 dorthin. Neben Sasha und Ernst sind dies der zehnjährige Niklaus, der neunjährige Fritz und die vierjährige Barbara, die nun nicht nur die Schule, sondern auch Land und Sprache wechseln müssen – das Schicksal echter Künstlerkinder. Barbara erinnert sich: «In Paris lebten wir in einem geräumigen Haus mit grossem Garten. Die Buben spielten Indianer. Die Mutter machte ihnen Indianerzelte und verkleidete sie mit Federschmuck. Die Kinder der Nachbarschaft standen am Gartentor und staunten. Dann spielten sie mit.»22 Und Niklaus erzählt später, wie ihm und Fritz der seit 1923 in Paris lebende Schweizer Maler Werner Hartmann beim Spazierengehen anhand von Werbeaufschriften auf Plakaten und an Geschäften Französisch beigebracht habe.23 Durch Ausstellungsbesuche in Galerien und Museen kommt Morgenthaler auch mit dem Schaffen der zeitgenössischen französischen Künstler in Kontakt, wobei er sich vor allem mit der Gruppe der Maler in geistiger Verwandtschaft sieht, die gegenständlich arbeiteten und sich mit dem Problem des «Malerischen» auseinandersetzen. Zu ihnen gehört auch der bereits erwähnte Malerfreund Hartmann, der ihn in die Künstlercafés im Montparnasse-Quartier mitnimmt und mit seinen Kollegen bekannt macht.24 Auch allgemein war es Hartmanns grosses Verdienst, die französische Malkultur durch Gespräche, eigene Ausstellungen und Ausstellungen seiner Malerfreunde in der Schweiz bekannt gemacht zu haben.25
1932 erfolgt die Rückkehr der Morgenthalers in die Schweiz nach Zürich-Höngg in das von Architekt Hans Leuzinger neu erbaute Atelierhaus an der Limmattalstrasse. Als alles eingerichtet ist, beschliesst Sasha, in Basel eine einjährige Ausbildung als Hebamme zu absolvieren. Das Familienleben organisiert sie mithilfe von Briefen und Aufstellungen an ihre Haushalthilfe. Von 1935 an ist sie einige Jahre als Hebamme tätig: «Über 1000 Kinder sah ich auf die Welt kommen, was später auch zum Puppenmachen beitrug.»26
Die Liebe zu Kindern führt sie auch zu einem humanitären Engagement: Sie beteiligt sich 1940 an der Gründung eines sogenannten «Hülfstrupps» des Schweizerischen Zivilen Frauenhilfsdienstes und ist schliesslich Leiterin sämtlicher Hülfstrupp-Organisationen. «Als bei Ausbruch des Krieges die unzähligen Flüchtlingskinder zu uns in die Schweiz strömten, begleitete ich diese Kindertransporte nachts von der französischen Grenze ins Landesinnere. Die vielenEindrücke und unvergesslichen Erlebnisse musste ich loswerden. Sie wurden zum Anlass meiner ersten Puppen.»27
1945 erhält sie bei einem Spielsachenwettbewerb der Eidgenossenschaft den ersten Preis.
In seinen Bildern der 1930er- und 1940er-Jahre erreicht Morgenthaler in der malerischen Umsetzung des Landschaftsbildes einen gesteigerten subtilen Umgang mit der Farbe, den er bei Amiet begonnen und in der französischen Malkultur verfeinert hatte. Dazwischen ist er auch viel mit Porträtaufträgen beschäftigt. Oft malt er Kinder, zeigt sie lebhaft und fragil in ihrer Welt, in ihren Träumen, in ihrer Geborgenheit. Diese Bilder verbinden sich in Gestaltung und Zielsetzung vortrefflich mit den künstlerischen Puppen von Sasha. In Zürich nimmt Morgenthaler sein gewohntes gesellschaftliches Leben wieder auf und besucht den Samstagstisch des Komponisten Othmar Schoeck in der Bündnerstube zusammen mit verschiedenen Freunden, unter anderen Wilfried Buchmann, Johann von Tscharner, Hermann Haller, Hermann Hubacher. Oft ziehen sie nach Wirtshausschluss ins Atelierhaus von Morgenthaler nach Höngg, wo sich dann Schoeck noch bis in den erwachenden Tag ans Klavier setzt und improvisiert.28 Gelegentlich zieht man auch zu Hermann und Annie Hubacher, die ebenfalls ein offenes Haus führen.
Seit den 1930er-Jahren besteht ein weiterer gesellschaftlicher Treffpunkt in Zürich, der den freundschaftlichen Zusammenhang förderte: die monatliche «Tischgesellschaft» beim Fabrikanten Albert Friedrich Meyerhofer, der Morgenthaler auch beim Bau seines Hauses behilflich gewesen war. Meyerhofer lädt jeweils verschiedene Künstler ein, wie den Schriftsteller Emil Schibli, den Maler Johann von Tscharner, die Bildhauer Hermann Hubacher und Otto Charles Bänninger, Othmar Schoeck, aber auch Oskar Reinhart und den Banquier Hans E. Mayenfisch. Hermann Hesse kam, wenn er in Zürich war, und gelegentlich auch Karl Geiser, der dann für einen bewegten Verlauf sorgte, «indem der ‹Kommunist› Geiser sehr heftig und offenherzig seine Stellung vis-à-vis dem ‹Kapitalisten› Meyerhofer abzugrenzen unternahm. Es zeugte von der wirklichen Grosszügigkeit Meyerhofers und seinem Vertrauen in die saubere Gesinnung Geisers, dass solche Diskussionen ohne bleibende Dissonanzen stattfinden können.»29
Ernst Morgenthaler (l.) und Karl Geiser unter einem Bild von Felix Valloton. 1940er-Jahre.
Meyerhofer gründet auch einen Kegelklub mit der Idee, an diesen geselligen Abenden Künstler, Schriftsteller und Kunstfreunde regelmässig zusammenzubringen. Morgenthaler, von Tscharner, Hubacher, Geiser und Walter Sautter, ein Schüler von Morgenthaler, gehören dazu. «Der Club nannte sich KKK (Künstler, Kommunisten, Kapitalisten). Es wurde jeweils viel gelacht und gespottet.»30 Morgenthaler hat sich immer sehr für Geiser eingesetzt, selbst als dieser eng mit Sasha liiert war, aber ebenso nach 1945, als Geiser völlig mit Sasha gebrochen hatte und sie nicht mehr miteinander sprachen; unter anderem erreicht Morgenthaler 1943 zusammen mit Hubacher und der Unterstützung von Hesse, dass der Industrielle Emil Bührle Geiser eine monatliche Summe von 300 Franken zur Verfügung stellt.31
Einen ebenfalls nahen und freundschaftlichen Kontakt pflegt Ernst zu seinem fast gleichaltrigen Bruder Otto Morgenthaler, dem Bienenforscher. Dieser schickt ihm jedes Jahr eine Büchse Honig («Hungg») zum Geburtstag, einmal begleitet von einem herzlich-launischen Brief, in dem er einen ironischen Vergleich wagt: «Ist nicht auch die Kunst eine Art Konserven-Industrie? Aus einer so leicht verderblichen Ware, wie ein Frühlingsmorgen es ist, machst Du ein Bild (oder Hesse ein Gedicht, oder Schoeck ein Lied, die Bienen Hungg).»32
1943 malt Morgenthaler in Solothurn das Porträt von Josef Müller, der schon 1921 ein Bild von ihm gekauft hat33 und mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verbindet. Müller ist zuerst Kaufmann und Kunstsammler, beginnt aber selbst zu malen und wird eine Zeit lang Schüler von Amiet. Er hat erst ein Atelier in Genf, später in Paris.
Ernst Morgenthaler porträtiert Josef Müller, 1943.
Müller stellte Morgenthaler schon 1922 sein Atelier am Boulevard de Montparnasse 83 für einen Aufenthalt zur Verfügung; später vermietet er es an Werner Hartmann. 1943 wird er Konservator am Kunstmuseum Solothurn, wo er 1945 eine grosse Morgenthaler-Ausstellung organisiert. Bei einem späteren Besuch bei Müller schreibt Morgenthaler stolz an Sasha: «Bei Seppi schlief ich in der Stube mit 24 EM-Bildern.»34
Im gleichen Jahr 1945 kommt es zu einer Gesamtausstellung in der Kunsthalle Bern. In der Vernissagerede vom 3. November beschreibt Amiet das Charakteristische von Morgenthalers Bildern sehr anschaulich: «Er malte einfach und direkt, Ton um Ton, wie er ihn sah in der Natur. Jeden Ton nach seiner Form. Jeder auch erlitt den Einfluss seines Nachbarn und jeder war dem Ganzen unterworfen in Form und Wert und Farbe.»35
Am 23. November desselben Jahres schreibt Amiet zudem an Morgenthaler: «Gestern war ich dreimal in Deiner Ausstellung und habe mir jedes Bild, jedes Aquarell und jede Zeichnung wieder angeschaut. Ich muss es Dir halt noch einmal sagen: ich bin ganz begeistert von jedem Stück. Dieser ganze Einsatz bei jedem Strich ist grossartig und eigenartig. Die seltene und immer wieder unerwartete Farbe ebenso. Und geradeso auch der jeweilige Bildinhalt, dem Du durch Figuren oder sonst ein Zeichen einen Titel gibst.»36
Herman Hesse, gemalt von Ernst Morgenthaler.
Ins Jahr 1945 fällt auch der sechswöchige Besuch Morgenthalers bei Hesse in Montagnola, nachdem sich dieser bereit erklärt hat, «für ein Porträt (irgendwelcher Art) zu sitzen». Morgenthaler malt mehrere Porträtzeichnungen und Bilder von Hesse, der ihm jeden Tag bis eineinhalb Stunden Modell sitzt. Zu dessen Geburtstag am 2. Juli schenkt er ihm eines der Porträts und ein Hippopotamus, ein Stofftier von Sasha. Mehr als zehn Jahre später, im Oktober 1959, besucht er Hesse noch einmal in Montagnola und malt erneut mehrere Porträts von ihm.
Der 24 Jahre jüngere Malerkollege Walter Sautter berichtet, wie sehr Morgenthaler ihn grosszügig in seine Arbeit und in seinen Freundeskreis einbezogen hat: «In der Folge hat er während vielen Jahren eine grosse Rolle gespielt in meinem Leben, gerade durch seine Atelierbesuche. Ich bin auch sehr oft zu ihm nach Höngg gegangen. Es hat mich immer brennend interessiert, was er gemalt hat. Auch das hat mir immer starke Impulse gegeben. Zu sehen, wie er arbeitet. Dann habe ich bei ihm auch sehr viele Kollegen kennengelernt, es war immer ein reges ‹Va-et-vient› im Hause Morgenthaler; zum Beispiel den Maler von Tscharner, dann den Geiser, dann auch andere Maler, die gelegentlich aufkreuzten wie der Lauterburg von Bern. So kam ich sehr stark in diese Gruppe von Malern hinein.»37 Und seine Frau Karin fügt über das Verhältnis der Morgenthalers hinzu: «Das war sehr drollig. Sasha war ja immer dabei, und sie hatten so ihre kleinen Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten, aber es war eine gute Stimmung. Man ist auch absolut einbezogen worden. […] Ich glaube, es war vor allem am Sonntag Nachmittag, dass man zu Morgenthalers gegangen ist. Wir waren dann nicht allein, es kamen immer noch andere hinzu.»
Walter Sautter berichtet weiter: «Beide waren sie sehr starke Persönlichkeiten, die natürlich manchmal wahnsinnig aneinandergeraten sind. Dann hat es auch lange diese Konflikte in der Partnerschaft gegeben. Sie hatte diese intensive Beziehung mit Geiser, und er hatte mit meiner Schwester Gertrud und auch anderen Frauen ein Verhältnis. Aber irgendwie haben sie sich immer wieder zusammengerauft.»
Von Januar 1951 bis Dezember 1953 ist Morgenthaler Präsident der Eidgenössischen Kunstkommission, wo er sich vor allem um vereinfachte Verfahren und faire Juryentscheide bemüht. So bald als möglich gibt er das offizielle Amt jedoch wieder ab. 1950 porträtiert er Professor Wolfgang Pauli, den Nobelpreisträger für theoretische Physik, den er in den 1940er-Jahren kennengelernt hat und der ihn «ausserordentlich beeindruckt». Er schreibt an Hesse: «Er ist auch ein grosser Verehrer von Dir und bat mich letzthin, Dir gelegentlich zu sagen, dass er mit der Atombombe nichts zu schaffen hätte, dass er sie verabscheue und über den Missbrauch der Forschungsergebnisse traurig sei.»38
Pauli fühlt sich bald mit seiner Frau Franca dem Ehepaar Morgenthaler freundschaftlich verbunden. Die beiden Männer spielen regelmässig Schach. Pauli schreibt Morgenthaler auf einer Postkarte aus Saint-Tropez: «Hier ist ‹vendanges› mit vielen Malern, aber mit keinen Schachspielern.»39 Am 6. Januar 1959 berichtet Morgenthaler seinem Bruder Otto: «Das alte Jahr hat mir erst den Fis [Hans Fischer], dann den Schibli und jetzt noch den Pauli weggenommen. Dass der letztere so ein berühmter Mann war, hat man gar nicht gespürt in seinem Umgang, am Schachbrett schon gar nicht.»40
Das Schachspielen war ein wichtiges Freundesritual, das Morgenthaler bestens inszenierte. Hesse hat beschrieben, welch ein grosses Vergnügen es war, mit ihm Schach zu spielen; Morgenthaler liess immer den Schwächeren gewinnen und erklärte dabei auch noch, welche Züge warum zum Erfolg geführt hätten. «Am Ende hatte der Nichtskönner immer gewonnen und dazu noch die Illusion, viel gelernt zu haben.»41
In Morgenthalers Malerei der 1950er-Jahre gibt es neue Ansätze. In dem nach etwa 1954 einsetzenden Spätwerk wird bei gleichbleibenden Themen eine wichtige malerische Vereinfachung erkennbar, die Motiv und Gestaltung gleichermassen betrifft: Einzelheiten treten zurück, die Modellierung verschwindet oft ganz, die Darstellung löst sich formal und farblich von der Natur. Farbkleckse gliedern das Bild und erzeugen die räumliche Wirkung. Diese malerische Struktur ist frei von linearen Begrenzungen, dennoch hält der Maler an einem festen formalen Bildaufbau fest. Einige Bilder der letzten Jahre sind von zarter, teilweise intensiver Farbigkeit, auf die notwendigsten Flächen und Linien reduziert. Dies ergibt eine poetische Stimmung und eine vollkommene lyrische Aussage – stille, auf das Wesentliche konzentrierte Bilder.
Inzwischen ist Sasha in der Schweiz und auch international sehr erfolgreich mit ihren Puppen, die alle einzeln und in Handarbeit gefertigt werden. Sie beschäftigt dazu ein Team aus mehreren Frauen, mit dem sie etwa 200 Puppen pro Jahr herstellt und ins Heimatwerk nach Bern und Zürich liefert. Die Nachfrage ist riesig. Wurde in Bern der Tag der Lieferung bekannt, kurz vor Weihnachten, standen die Käuferinnen von Mitternacht an Schlange vor dem Ladeneingang, um sich eine dieser Sammlerpuppen zu ergattern. Um dem Vorwurf zu entgehen, sie mache nur Puppen für Erwachsene, versucht sie auch, unter grossem Aufwand, erschwingliche Kinderspielpuppen in Serienproduktion herzustellen.
Der Schauspieler Heinrich Gretler (l.) und Ernst Morgenthaler mit einer Schaufensterpuppe von Sasha an der Schweizerischen Landesausstellung in Zürich, 1939.
Während eines Aufenthalts in Paris schreibt Ernst an Sasha: «Bist Du nicht in etwas hineingerutscht, das Du nicht wolltest? Da schlägst Du Dich herum mit all diesen Dummköpfen bei Jelmoli, F.C.W., Globus etc. und Deine schönen Arbeiten werden mit dem Kitsch dieser Leute vermengt und herabgewürdigt. Lohnt sich das? Und Du gehst vor lauter Aufträgen und Reparaturen fast kaputt. Was für schöne Puppen Du machst! Du würdest mit Deiner Phantasie noch auf hundert andere Dinge kommen, wenn Du Ruhe und Zeit hättest. Aber Du hast weder Ruhe noch Zeit, Du bist zum Sklaven Deiner Fabrik geworden. In ein paar Jahren wirst Du es so satt haben, dass Du nicht mehr kannst. Wollen wir nicht heute schon, da wir gesund und beweglich sind, daran denken, es anders zu machen […]?»42
Vom Dezember 1957 bis April 1958 unternehmen Ernst und Sasha Morgenthaler eine Weltreise. Anlass dazu ist der Besuch bei ihrer Tochter Barbara, die seit 1956 in Australien lebt. Ab 1960 folgen mehrere Aufenthalte in Sardinien, wo Niklaus seinen Eltern auf Betreiben Sashas 1960 ein Haus gebaut hat.
Nach längerer Krankheit stirbt Ernst Morgenthaler am 7. September 1962 in Zürich, fast genau einen Monat nach seinem zehn Jahre älteren Freund Hesse. Sasha Morgenthaler, die nach dem Tod ihres Mannes ihre Puppenproduktion weiterführt und noch sechsmal um die Welt reist, stirbt am 18. Februar 1975.
Die verschiedene Herkunft, eine prägende Kindheit, eine ähnliche Ausbildung sowie ähnliche künstlerische Ansichten verbanden dieses Ehe- und Künstlerpaar. Wichtig für beide war die gemeinsame Familie, aber vor allem ein grosses Netz von Freunden und Kollegen, von Schriftstellern, Kunstsammlern, Malern und Bildhauern, mit denen sie ausgiebig über Leben und Kunst diskutierten. Wenn man die Aussagen von Ernst und Sasha Morgenthaler nebeneinander stellt, ist es erstaunlich, in welchem Mass sie bei ihrer künstlerischen Umsetzung von derselben Idee ausgegangen und auch dabei geblieben sind:
Ernst Morgenthaler porträtiert ein Kind, 1940er-Jahre.
Ernst Morgenthaler konzentrierte sich auf schlichte Motive aus dem eigenen Lebensbereich und konnte im Grunde nur malen, was er selber gesehen oder erlebt hatte, wovon er ergriffen war. «Kunst kommt nicht von Können», korrigierte er den gängigen Ausdruck, «sie ist von Anfang an da und heisst Ergriffenheit.»43
In jede ihrer Figuren – vom verträumten weissgekleideten Mädchen bis zum aufmüpfigen Schlingel – liess Sasha Morgenthaler Persönliches einfliessen: Facetten ihres reichen Lebens, ihres Vorrats aus Bewusstem und Unbewusstem. «Die vielen Eindrücke von Menschen aus fremden Ländern sind mein Erinnerungsmaterial, mit dem ich arbeite, denn ich kann meinen Puppen nur das geben, was ich selbst erlebt habe.»44
Anmerkungen
1 Ernst Morgenthaler an Hermann Hesse, 20. Juni 1952, zitiert nach: Ernst Morgenthaler, Aufzeichnungen zu einer Geschichte meiner Jugend, mit einem Geleitwort von Hermann Hesse, Bern: Scherz 1957, S. 186. [Zurück zum Text]
2 Hermann Hesse, Ernst Morgenthaler, Zürich/Leipzig: Max Niehans 1936, S. 7. [Zurück zum Text]
3 Morgenthaler 1957 (wie Anm. 1), S. 19. [Zurück zum Text]
4 Hesse 1936 (wie Anm. 2), S. 20. [Zurück zum Text]
5 Sasha Morgenthaler-von Sinner ist also eigentlich nicht – wie es oft erwähnt wird – im Landgut Schloss Märchligen aufgewachsen. Die Kinder verbrachten jedoch regelmässig in der «Campagne» Märchligen ihre Sommerferien, wenn deren Besitzerin, ihre Tante Charlotte Amalie Cécile Eden-von Sinner, aus England, wo sie das Jahr über lebte, angereist kam. Sie malte und aquarellierte zu ihrem Vergnügen, und Sasha konnte sie stundenlang dabei beobachten. (Sasha Morgenthaler, Typoskript einer Rede in Mundart, Datum und Anlass unbekannt, Nachlass Morgenthaler Thun.) [Zurück zum Text]
6 Rudolf (1887–1913), Curt (oder Kurt) (1889–1977) und Lily (1890–1948). [Zurück zum Text]
7 Lily Löffler-von Sinner, Bild meiner Kindheit und Jugendzeit, 19 Seiten in Handschrift, undatiert, jedoch vor 1948, S. 5, Nachlass Morgenthaler Thun. – Sasha schreibt in einem handgeschriebenen Lebenslauf 1974: «Depuis mon enfance j’ai eu l’intention de devenir sculpteur ou peintre ou sage femme!» [«Seit meiner Kindheit wollte ich Bildhauerin oder Malerin oder Hebamme werden.»], Dokument, 3 Seiten, Nachlass Morgenthaler Thun. [Zurück zum Text]
8 Briefe und Zeichnungen der jungen Sasha im Nachlass Morgenthaler Thun. [Zurück zum Text]
9 Löffler-von Sinner 1948 (wie Anm. 7), S. 9a. [Zurück zum Text]
10 Lily von Sinner hält später fest: «Paul Klee spielte einfach wundervoll die Geige. Ich war verliebt in ihn und in sein meisterliches Spiel. Paul war so schön anzuschauen; er hatte unglaublich kleine, wohlgebaute Füsse, auch eine schöne kleine Hand; die ganze Gestalt war schlank, zierlich, schön. Schön waren die tiefdunkeln Kirschenaugen, der krause Bart ums Kinn, schön der Haaransatz auf seiner klaren Stirn, beseligend sein Lachen, das so herzhaft herauskugelte – alles gefiel mir so wohl an ihm. Sicher liebte ich ihn innigst, aber wie ein Kind liebt, schwärmend, verehrend, ohne jegliche Unruhe – und gerade deswegen so innig nur schön!!» Löffler 1948 (wie Anm. 7, S. 10). «Einen Sommer brachte er seine Braut mit, Lily Stumpf, die Pianistin (die wir furchtbar hässlich fanden, für eine Malersfrau.)» ebd., S. 9a. [Zurück zum Text]
11 «Paul Klee war damals noch nicht der berühmte Mann, der er später wurde. Er war tolerant und weitherzig und ging mit viel Liebe auf eine Sache ein, die weit von der seinen weg war. […] Jeden Sonntagvormittag kam Klee nun zu mir, und diese Stunden bedeuteten für mich eine Fülle von Anregungen, die wohl das Wertvollste meiner Münchnerzeit ausmachten.» Morgenthaler 1957 (wie Anm. 1), S. 69. [Zurück zum Text]
12 Stefan Biffiger, Ernst Morgenthaler. Leben und Werk, Bern: Benteli 1994, S. 145. [Zurück zum Text]
13 In einem Interview vom 31. Oktober 1973 meint Sasha lakonisch auf die Frage, warum sie nicht Malerin geworden sei: «Ich malte neben meinem Mann zu schlechte Morgenthalerbilder.» Typoskript im Nachlass Morgenthaler Thun; an anderer Stelle sagt sie: «Und bald habe ich gemerkt, dass es nicht mehr geht mit dem Malen. Alles habe ich so gesehen wie er [Ernst] es gemalt hat und malen habe ich schlechter können als er.» Typoskript einer Rede (Anlass unbekannt) von Sasha Morgenthaler, 8 Seiten, Nachlass Morgenthaler Thun. [Zurück zum Text]
14 Ernst Morgenthaler an Hermann Hesse, 20. Juni 1952: «Seit mehr als dreissig Jahren gehört nicht nur Dein Werk, sondern auch Deine Freundschaft zum einem Leben. Ich bin Dir sehr dankbar für beides. Was mich in dieser langen Zeit bewegte, fand oft seinen Niederschlag in den Briefen, die ich Dir schrieb, und das Lachen und das Weinen werden sich darin die Waage halten.» Zitiert nach: Morgenthaler 1957 (wie Anm. 1), S. 186. [Zurück zum Text]
15 Marcel Baumgartner, L’Art pour l’Aare. Bernische Kunst im 20. Jahrhundert, Bern: Büchler 1984, S. 148–150. [Zurück zum Text]
16 Josef Helfenstein, «Chronologie», in: Der sanfte Trug des Berner Milieus. Künstler und Emigranten 1910–1920, Ausst.-Kat., Josef Helfenstein und Hans Christoph von Travel (Hrsg.), Bern: Kunstmuseum Bern 1988, S. 60. [Zurück zum Text]
17 Morgenthaler 1957 (wie Anm. 1), S. 20. [Zurück zum Text]
18 Roger Perret (Hrsg.), Der kuriose Dichter Hans Morgenthaler. Briefwechsel mit Ernst Morgenthaler und Hermann Hesse, Basel: Lenos 1983, S. 14; zum Besuch von Walser siehe auch: Ernst Morgenthaler, Ein Maler erzählt. Aufsätze, Reiseberichte, Briefe, mit einem Vorwort von Hermann Hesse und Zeichnungen des Verfassers, Zürich: Diogenes 1957, S. 73–77. [Zurück zum Text]
19 Die Briefe von Emil Schibli an Ernst Morgenthaler befinden sich im Nachlass Morgenthaler Thun. [Zurück zum Text]
20 Jan Morgenthaler, Der Mann mit der Hand am Auge. Die Lebensgeschichte von Karl Geiser, Zürich: Limmat 1988, S. 49. [Zurück zum Text]
21 Siehe Sasha Morgenthaler, Ausst.-Broschüre Puppenmuseum Bärengasse Zürich, mit Texten von Maria Netter und Sasha Morgenthaler so wie der Biografie aus der Feder ihrer Kinder, Zürich [1976]. [Zurück zum Text]
22 Sasha Morgenthaler. Sasha-Puppen/Sasha Dolls, Steffan Biffiger (Hrsg.), mit Beiträgen von Barbara Cameron Morgenthaler und Annemarie Monteil, Bern: Till Schaap 2014, S. 78f. [Zurück zum Text]
23 Mitteilung von Niklaus Morgenthaler an Steffan Biffiger. [Zurück zum Text]
24 Mitteilung und Dokumente von Daniel Hartmann, Paris. [Zurück zum Text]
25 Für weitere Informationen siehe www.wernerhartmann.ch. [Zurück zum Text]
26 Interview mit Sasha Morgenthaler vom 31. Oktober 1973, Typoskript Nachlass Morgenthaler Thun. [Zurück zum Text]
27 Ebd. [Zurück zum Text]
28 Morgenthaler, Maler, 1957 (wie Anm. 18), S. 85–87. [Zurück zum Text]
29 Ernst Morgenthaler an Sasha, 30. Dezember 1934, Nachlass Morgenthaler Thun; siehe auch Biffiger 1994 (wie Anm. 12), S. 164. [Zurück zum Text]
30 Walter Sautter an Steffan Biffiger, 29. November 1989, Abschrift im Nachlass Morgenthaler Thun. [Zurück zum Text]
31 Biffiger 1994 (wie Anm. 12), S. 172. [Zurück zum Text]
32 Otto Morgenthaler an Ernst, 10. Dezember 1943, Nachlass Morgenthaler Thun. [Zurück zum Text]
33 Josef Müller an Ernst Morgenthaler, 29. Juli 1922, Nachlass Morgenthaler Thun. [Zurück zum Text]
34 Ernst Morgenthaler an Sasha, 20. Juli 1954, Nachlass Morgenthaler Thun. [Zurück zum Text]
35 Cuno Amiet, Die Freude meines Lebens. Prosa und Poesie, Stäfa: Rothenhäusler 1987, S. 55–58. [Zurück zum Text]
36 Cuno Amiet an Ernst Morgenthaler, 23. November 1945, Nachlass Morgenthaler Thun. [Zurück zum Text]
37 Hier und im Folgenden: Walter Sautter und seine Frau Karin im Gespräch mit Steffan Biffiger, Zumikon 27. November 1989, Abschrift im Nachlass Morgenthaler Thun. [Zurück zum Text]
38 Ernst Morgenthaler an Hermann Hesse, 21. Oktober 1950, zitiert nach Morgenthaler 1957 (wie Anm. 18), S. 181. Die Briefe Morgenthalers an Hesse befinden sich zur Hauptsache im Deutschen Literaturarchiv in Marbach. [Zurück zum Text]
39 Postkarte von Wolfgang und Franca Pauli an Ernst und Sasha Morgenthaler, 14. September 1948, Nachlass Morgenthaler Thun. [Zurück zum Text]
40 Ernst Morgenthaler an Otto Morgenthaler, 6. Januar 1959, Nachlass Morgenthaler Thun. [Zurück zum Text]
41 Hermann Hesse, «Maler und Schriftsteller», in: Biffiger 1994 (wie Anm. 12), S. 193. [Zurück zum Text]
42 Ernst Morgenthaler an Sasha, 6. November 1949, Nachlass Morgenthaler Thun. [Zurück zum Text]
43 Ernst Morgenthaler, «Begegnungen mit Bildern und Menschen», in: Morgenthaler, Maler, 1957 (wie Anm. 18), S. 57. Dort heisst es weiter: «Wie käme es sonst, dass wir oft im Innersten betroffen sind von Kinderzeichnungen oder von Erzeugnissen primitiver Völker? Als ob wir davor plötzlich die Quelle Gottes rauschen hörten? Hat nicht ein Künstler wie Paul Klee all sein herkömmliches Können über Bord geworfen, um jener Quelle wieder näher zu kommen?» [Zurück zum Text]
44 Puppenmuseum Bärengasse 1976 (wie Anm. 21). [Zurück zum Text]
Steffan Biffiger, lic. phil. (*1952, Naters/CH). Studium der Kunstgeschichte und der deutschen Literatur in Fribourg. Redaktor, dann Direktor der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte in Bern, später Cheflektor im Benteli Verlag in Bern. Seit 2000 selbständiger Kunstkritiker, Ausstellungs- und Büchermacher, freier Publizist, Autor mehrerer Künstlermonografien, u. a. über Ernst Morgenthaler. Herausgeber des Buches «Sasha Morgenthaler. Sasha Puppen/Sasha Dolls», Till Schaap Edition, Bern 2014. Künstlerischer Nachlassverwalter Nachlass Ernst und Sasha Morgenthaler Thun.